Die goldene Zeit ein Quarterback zu sein

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Ist der Aufstieg der Quarterbacks der Niedergang der Cornerbacks?

Wir erleben seit vielen Jahren einen Paradigmenwechsel in der NFL. Die bisher noch recht frische Saison markiert hier den Höhepunkt eines Prozesses, welcher vor vielen Jahren eingeläutet wurde. Ziel war es durch Regeländerungen das Passspiel zu beleben. Es gibt hierfür zwei wichtige Gründe, warum die Liga lieber viele passing yards sieht als ein low scoring, defensiv-geprägtes Spiel:

Einerseits wird das Spiel sicherer, da eine Reduzierung des Laufspiels die Zahl an Kollisionen reduziert. Der zweite Punkt ist, dass viele und schnell erzielte Punkte für die gemeinen Zuschauer_innen deutlich attraktiver sind. Quarterbacks sind nicht nur die Gesichter der einzelnen Teams, sondern auch die Gesichter der Liga. Mehr Zuschauer und mehr erfolgreiche QB´s bedeuten für die Liga mehr Umsatz.
Um jedoch das Passspiel zu favorisieren musste die Liga einige Regeländerungen einführen. Dieser Prozess scheint nun abgeschlossen und wir erleben die meisten touchdowns, yards und die besten passer ratings seit Bestehen der NFL.

Die Chronologie der Regeländerungen:

1993: Es ist kein intentional grounding, wenn der QB den Ball (wenn außerhalb der pocket) einfach wegwirft, unabhängig davon ob der Ball ins Spielfeldaus geworfen wird oder auch kein Passempfänger in realistischer Nähe ist, um den Pass zu fangen.

1995: Wird ein QB getackelt, so darf der Verteidiger nicht unnötig und unnötig hart den QB zu Boden werfen und oder mit dem vollen Eigengewicht auf dem QB landen. Diese Regel wurde vor dieser Saison nocheinmal verschärft.

2002: Es ist untersagt den QB zu irgendeinem Zeitpunkt mit dem eigenen Helm in dessen Kopf/Nackenbereich zu tackeln.

2004: Verteidiger dürfen nur innerhalb der ersten fünf yards nach der line of scrimmage absichtlichen Kontakt mit dem receiver haben. Danach wird jeder absichtlicher Kontakt bestraft. Diese Regel wurde in den vergangenen Jahren immer wieder neu spezifiziert (point of emphasis)

2006: Kontakt eines Verteidigers unterhalb der Taille des QB´s wird bestraft, wenn der Kontakt nicht absolut unvermeidbar war.

2007: Ein block unterhalb der Taille eines möglichen Passempfängers, während der QB in der pocket ist, wird bestraft.

2009: Es ist untersagt, einen schutzlosen Passempfänger mit dem eignen Helm, Unterarm oder Schulter im Kopf- und Nackenbereich zu tackeln.

Ich bin ein großer Unterstützer der Regeln, die die Sicherheit der Spieler beschützen. Kontakt gegen den Kopf und Nackenbereich oder auch der Kontakt gegen einen schutzlosen Passempfänger machen absolut Sinn. Niemand möchte die schlimmen Kollisionen sehen, die meistens in schweren Verletzungen enden. Auch die Liga verliert ohne diese Regeln viele Nachwuchsspieler, deren Eltern sonst den Sport verbieten.

Jedoch sind die intentional grounding Regel und die illegal contact Regel für mich nicht nachvollziehbar. Ein QB kann den Ball, wenn er sich außerhalb der pocket befindet, einfach wegwerfen. So verliert das Team keinen Raum. Die Verteidigung verliert aber auch, denn schließlich haben sie durch gute Passverteidigung den QB dazu gezwungen den Ball wegzuwerfen. Sie erhalten aber dafür nicht genug. Erfahrene QB´s sind so gut darin zu erkennen, wann sie einfach den Ball wegwerfen müssen. Das verlorene down ist hier nebensächlich.
Die Möglichkeit für Verteidiger aggressive Mann-zu-Mann-Verteidigung zu spielen wird sehr erschwert, weil jeglicher Kontakt nach fünf yards als Strafe ausgelegt wird. Eine Erweiterung auf 10 yards würde in meinen Augen für deutlich mehr Spannung sorgen. Kurze, schnelle Pässe könnten so besser verteidigt werden. Momentan ist das durch die Regel kaum möglich und benachteiligt die Verteidiger enorm.

Do not get me wrong

Vor der Saison 2008 hatte es nur einen 5000 yard-QB gegeben. Bereits in 2011 waren es drei QB´s, die dies schafften. 7.0 yards/per attempt waren vor gut 10 Jahren eine sehr starke Leistung, eine completion percentage von 60% war ein Meilenstein. In 2018 ist das der Standard, ja fast das absolute Muss für jeden QB in der Liga.

Ich bin sicherlich kein Gruden, der das Spiel zurück nach 1980 führen möchte. Ich plädiere stark für alle Regeln, die das Spiel sicherer machen. Ich möchte aber mehr Spannung erleben. Ich möchte nicht 80-90% completion percentage erleben, weil das nicht mehr spannend ist.
Zudem mag ich gute Verteidigungen und besonders die secondary. Leider wird deren Stellenwert mehr und mehr gemindert. Verträge für safeties und auch cornerbacks entwickeln sich nicht so, wie für Spieler aus der Offensivabteilung. Dies sollte die Liga bei aller Freude an vielen TD´s schnell ändern.

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